Beiträge von Deathfish17

Ein Vorhang aus Regen läuft die Fensterscheibe entlang, fällt bis nach unten auf die Straße. In der Scheibe spiegeln sich die Rücklichter der Autos. Alle paar Sekunden fährt eines vorbei, dann blitzt das Wasser rot auf. Sieht fast aus wie mein Tee. Misstrauisch schaue ich auf die halb leere Tasse Früchtetee in meiner Hand.Verdammt, es schmeckt wahrscheinlich sogar besser als das da. Ich muss wieder husten,stelle den Tee aber trotzdem weg. Ekelhaftes Zeug.
Das Licht ist aus. So kann ich besser nach draußen schauen. Die Leute in der Wohnung gegenüber haben anscheinend Grund zum Feiern.
Die Musik ist so laut, dass ich sie bis hierher höre. Für mich hört es sich an wie Hardcore-Punk.
Es klingelt. Niemand öffnet. Wie auch, ich bin alleine hier? Ich mach doch diesen Kiddies nicht die Tür auf.
Regen. Wird zum Bach, zum Fluss. Ich bin ein loses Blatt. Da auf der Straße. Nimm mich mit, Regen. Ich drifte schon wieder ab. Das geht echt gar nicht. Langsam komme ich in die Welt zurück und schüttele den Kopf. Als wäre ich ein Hund, der gerade vor dem Gewitter jaulend ins Haus geflüchtet ist. Nein, vor diesem ewigen, beschissenen, Regen.
Sicherheitshalber drehe ich mich vom Fenster weg. Das leere Haus ist fast noch deprimierender.
Nur auf dem Tisch steht ein Kürbis, triefend vor Schlamm, mit einer Kerze drin. Ich erkenne ihn, es ist einer aus unserem Garten. Die Kerze flackert. Wie zum Teufel kommt das Ding hierher? Ich hab es doch selbst in die Tonne gestopft. Mein Bruder hat mit Edding auf eine Seite geschmiert. Was dabei rausgekommen ist nennen die Jungs aus meiner Jahrgangsstufe liebevoll "Rakete". Ich hoffe nur, meinem Bruder ist es noch nie eingefallen damit PC-Bildschirme und Tische zu verschandeln.
Die Nachbarn haben anscheinend die Musikrichtung gewechselt. Diesmal erkenne ich sogar das Lied. Meet The Creeper, von Rob Zombie. Jemand da drüben hat echt Sinn für Humor. Ich mache die Augen zu und trommle mit den Fingern den Rhythmus auf den Tisch.
Als das Lied vorbei ist, ist der Kürbis weg. Fieber. Mist.
Ich raffe mich auf und gehe nach unten. Unter meinen Schuhen knirscht es. Hoffentlich haben wir noch eine andere Teesorte.
Auf dem Absatz bleibe ich stehen. Mein Körper hat sich plötzlich in Stein verwandelt. Auf der Treppe liegen Glasscherben! Ich schaue nach oben. Das Dachfenster fehlt. Es regnet immer noch.
Dann sitze ich unten auf dem Teppich, ohne dass ich weiß wie ich da hingekommen bin. Das erste was mir auffällt, ist der Regen. Oder besser gesagt, dass er aufgehört hat.
Eine zähe rote Flüssigkeit läuft an meiner Hand entlang. Ich schlecke sie ab. Ketchup.
Plötzlich begreife ich, was ich da sehe. Oh Schei... War ich das etwa? Im Gang verteilt liegt so ungefähr alles was in unserem Kühlschrank war. Es wirkt, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Jemand -ich?- hat das Ketchup großzügig auf dem Teppich verteilt. Unser Telefon gibt anscheinend ein gutes Ziel ab, wenn man mit Eiern auf irgendwas werfen möchte. Einzelne Salatblätter schwimmen auf dem Ketchup. An der Wand gegenüber finde ich das, was von der Butter übrig geblieben ist. Ich tappe in die Küche, hinterlasse Ketchup auf dem Lichtschalter.
Die Schränke und Schubladen sind aufgerissen, durchwühlt, das Geschirr liegt zerbrochen auf dem Boden.
Alles sieht aus wie mit einer feinen Schicht Spinnweben bedeckt.
Das Licht geht flackernd aus und wieder an. Eine Glühbirne fehlt.
Plötzlich fällt hinter mir die Tür ins Schloss. Langsam drehe ich mich um. Sofort weiß ich, dass ich nicht für die Zerstörung im Haus verantwortlich sein kann.
Nein.. Nein...NEIN!! Ihr..! Das ist zu viel für mich.
Mit vier langen Nägeln hat jemand eine Katze an die Tür genagelt. Meine Katze. An der Wand daneben eine rote Schrift, lauter Großbuchstaben:
MENE, THEKEL, UPHARSIN. HAPPY HALLOWEEN!
Ich fange an zu schreien.

Zitternd liege ich im Bett. Es klingelt, davon bin ich wohl aufgewacht. EinAlptraum.
Schläfrig tapse ich nach unten und öffne die Tür. Es regnet in strömen. Niemand ist zu sehen. Auf der Treppe steht ein Kürbis. Voller Schlamm, mit einer flackernden Kerze darin.